Am 15. Mai 2012 brachte ich mein Rad zu einem mir bekannten Spediteur, der praktischerweise auch in Helsinki eine Niederlassung hat. Der hat das Rad erst mal samt Gepäck erdbebensicher auf eine Palette verpackt und das ganze dann nach Helsiniki transportiert. Gekostet hat das Ganze gerade mal 150 €!
Am 31. Mai gegen 14.00 Uhr übernahm ich das Rad vom Spediteur in Helsinki. Nach dem Auspacken habe ich das Rad zusammengebaut, das Gepäck auf dem Rad verstaut und schon ging es nach Espoo zum Scandic Hotel. Nicht mal das Packmaterial musste ich entsorgen, der freundliche Spediteur hat zugesagt sich drum zu kümmern. Das ist ein prima Service!
Zusammen mit meiner Barbara haben ich dann erst mal ein paar Tage lang Helsinki unsicher gemacht.
Am 04. Juni 2012 war es dann soweit: Barbara flog alleine heim nach München, und für micht konnte der dritte und letzte Abschnitt der Radtour zum Nordkap beginnen.
Bei sonnigen Wetter und Temperaturen um die 12 Grad startete ich gegen 10:00 vom Scandic Hotel Espoo/Stadtgrenze Helsinki.
Der erste Tag sollte gleich eine Gewalttour werden: 102 km zeigte der Tacho am Abend um 20.30 Uhr an, als ich den Zeltplatz in Ekenäs Örmnäs Camping erreichte.
Unterwegs gab es gleich viele Problem die ich lösen musste: So konnte ich nicht durch Espoo fahren weil viele Straßen wegen Umbauarbeiten gesperrt waren. Immer wieder kam ich an diesem verdammten Bahnhof von Espoo raus! Das wird irgendwann lästig, immer nur im Kreis zu fahren!
Da half nur klassische Spionage: Ich folgte kurzerhand der Buslinie 117, von Haltestelle zu Haltestelle, bis ich auf dem richtigen Weg war. Die unscheinbare Abzweigung hatte ich bei meiner bisherigen Suche glatt übersehen!
Ab Espoo durfte ich die B 50/51 nicht fahren, sie war für Radfahrer gesperrt. Also suchte ich die richtige „Seitenstraße“ und wurde zum Glück auch fündig.
Nach 20 km kam ich in Kyrkstätt an. Da fragte ich in einem Polizeirevier was ich denn nun mit dem Rad für Straßen befahren darf. Der Polizist erklärte mir im Umkreis von 20 km um die Großstädte muss ich mit dem Rad die Seitenstraßen befahren. Wegen dem heftigen Schwerverkehr sind die Schnellstraßen dort für Radfahrer lebensgefährlich.
Nachts hatte es 5 Grad plus, und das im Zelt: Es war ganz schön kalt! Angeblich soll mein Schlafsack für Temperaturen bis -15° C ausgelegt sein. Das will ich dem Hersteller gerne glauben, vorausgesetzt allerdings man legt einen Eisbären rein!
Am nächsten Tag ging es weiter nach Salo. Unterwegs hatte ich einen richtigen Durchhänger! Warum tue ich mir das eigentlich an? Zuhause habe ich ein bequemes Bett und eine Daunendecke! Ich hatte die Schnauze so richtig voll, und am liebsten hätte ich alles sofort in einem See versenkt, der am Weg lag, und wäre wieder nach Hause gefahren. Aber Durchhänger sind schließlich zum Überwinden da! So besiegte ich meinen inneren Schweinehund und konnte meine Tour weiter fahren.
Am nächsten Tag erreichte ich Turku, auf der Suche nach dem Zeltplatz bin ich 30 km Umweg gefahren. Zum Glück konnte ich jemanden nach dem Weg fragen, sonst wäre die Odyssee wohl noch viel weiter gegangen. Entschädigt hat mich dafür um 23.00 Uhr ein sehr schöner Sonnenuntergang.
Am nächsten Tag, es war der 07.06., ging es weiter nach Pyhäranta, dort habe ich eine Hütte genommen, mir tat der Rücken weh. In der Hütte war eine Heizung, eine echte Wohltat! So konnte ich meine feuchten Sachen trocknen. Auch das Zelt habe ich vor der Hütte zum Trocknen aufgehängt. Beim Zusammenpacken am Morgen pressierte es, und das Zelt war noch ziemlich feucht von der Nacht her.
Am nächsten Tag, nach 82 km, habe ich Pori erreicht. Gleich neben dem Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Pori war das Hostel in dem ich untergekommen bin. Natürlich habe ich mich mit den Kameraden der FF-Pori unterhalten.
Am nächsten Tag habe ich so ca. 100 km vor mir. Gegen 08.00 Uhr war ich wieder auf der Piste Richtung Norden. Gegen 12.30 Uhr hat es zu Regnen angefangen und ich stellte mich in einer Tankstelle unter. Der Plan war diesen hoffentlich nur einigermaßen kurzen Duscher abzuwettern und danach weiter zu fahren.
In dieser Tankstelle wurde ich von einem Einheimischen angesprochen. Der hatte zwar Finnland in seinem ganzen Leben noch nie verlassen, aber in der Schule Deutsch gelernt und dabei haben sie auch die einzelnen Bundesländer durch genommen. Am besten hat ihm dabei die Bayerische Fahne gefallen (Kunststück, das ist mit Abstand die schönste!), die hat er sich gemerkt. Und mich so anhand meiner Bayernfahne am Radl sofort als Bayern entlarvt! Der erzählte mir das man in der Regel problemlos samt dem Rad von den Bussen mitgenommen wird. Die Überlandbusse in Finnland haben keine Tür zwischen den Achsen und dort auch keine Toilette (die ist achtern). so bleibt zwischen den Achsen ein Laderaum, der so groß ist dass das Radl dort stehend(!) gestaut werden kann, teilweise musste ich noch nicht mal mein Gepäck abschnallen. Das Rad wird einfach „seefest gelascht" und los gehts.
Praktischerweise war diese Tankstelle eine Haltestelle für Fernbusse. Nach dem es gar nicht zum Regnen aufgehört hat bin ich mit dem Bus nach Vaasa gefahren. Besser geht es nicht!
In Vaasa habe ich mich für 2 Tage in ein Sokos Hotel einquartiert. Am nächsten Tag, 10.06., hat es noch immer geregnet. So sollte es bleiben, ein Sauwetter-Rasttag schien da die beste Lösung. So schaute ich mir in aller Ruhe Vaasa an.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Kokkola wo ich gegen 17.00 Uhr am Zeltplatz angekommen bin. Da es auch an diesem Tag geregnet hat bin wieder ich in eine Hütte mit Heizung gegangen. Temperatur nachts ca. 5 Grad plus. Morgens in der Küche das Frühstück gemacht.
Heute soll ich 65 km fahren nach Hiekkasärkat. Dort habe ich einen Ruhetag eingelegt und habe mich gepflegt. Und Wohnmobilfahrer getroffen, die mir erzählt haben, das es in Norwegen sehr kalt ist und noch viel Schnee liegt. Manche Pässe sind noch gesperrt. Bis ich da drüben angekommen bin wird sich das ganz bestimmt erheblich gebessert haben, so meine Gedanken, die sich später leider als reines Wunschdenken erwiesen haben.
Heute, Donnerstag 14.06. bin ich in Raahe nach 75 km angekommen. Abends viele Mücken im Freien, das kann ja heiter werden mit den vielen Sumpfgebieten weiter nördlich!
Am nächsten Tag habe ich dann Oulu erreicht und mich für 3 Tage in das Sokos Hotel einquartiert. 2 Tage habe ich mir Oulu angeschaut.
Am Montag, 18.06. bin ich wieder weiter gefahren. Leider hat es nach 30 Minuten das Regnen angefangen. Es hat den ganzen Tag geschüttet. Nach 95 km war der erste Zeltplatz in Simo erreicht. Ich habe mir eine Hütte genommen und alles zum Trocknen aufgehängt.
Am nächsten Tag, nach 30 km erreichte ich Kemi, es hat die meiste Zeit geregnet. In Kemi bin ich dann mit dem Bus weiter nach Rovaniemi (110 km) gefahren. Es hat noch immer geregnet. In Rovaniemi auf einem Zeltplatz einen Wohnwagen gemietet, es gab keine Hütten. 2 Tage Rast habe ich benutzt um Museen zu besuchen, und auch das Dorf des Weihnachtsmannes. Der wohnt bekanntlich am Polarkreis.
Auf Wunsch kommt der Weihnachtsmann binnen Kurzem in allen erdenklichen Sprachen, um die teils von fernen Kontinenten angereisten Kinder in ihrer Landessprache zu begrüßen und mit denen auf dem Schoß zu plaudern. Die stolzen Eltern können dann für einen geringen Obolus eine Videoaufzeichnung der Audienz mit nach Hause nehmen! Das ist eine vorbildliche Kundenorientierung, die die Kinder sichtlich tief beeindruckt!
Ab Rovaniemi geht die Sonne in der Zeit um die Sommer-Sonnwende (falls sie denn mal scheint) den ganzen Tag nicht mehr unter.
Am Freitag, 22.06. ging es mit dem Bus durch Lappland (ca. 800 km) an das Nordkap. Da das Nordkap auf der Insel Magerøya liegt fährt der Bus durch einen beindruckenden Tunnel: Der ist 6870 Meter lang und an der tiefsten Stelle 212 Meter unter dem Meeresspiegel.
Das Ziel, den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes haben wir gegen 22.30 Uhr erreicht. Cum grano salis, Magerøya ist ja bei Licht betrachtet eigentlich eine Insel, und auch auf Magerøya ragt das ein paar Meilen westlich gelegene Knivskjellodden noch ein klein wenig weiter nach Norden. Aber das ist weit weniger spektakulär, weil es ohne Steilküste flach ins Meer läuft, und nur durch einen viele km langen, beschwerlichen Fußmarsch zu erreichen ist.