Nach diesen aufschlussreichen Einblicken ging es dann weiter zum absoluten Highlight: Die haben uns glatt in ihren Flugsimulator gelassen, das hätte ich nie für möglich gehalten! Zwar nur in den älteren, einfacheren von zwei Simulatoren, aber immerhin! Da war es dann allerdings endgültig vorbei mit Fotoapparaten, auch Handys mussten draußen bleiben. Wer die nicht gleich in dem Bus gelassen hat (das ist wirklich kein Problem, es gibt wohl nicht viele weniger diebstahlsgefährdete Orte als einen Fliegerhorst), der musste sein Handy in ein Schließfach legen, erst dann durften wir in den Simulator.

Der besteht aus einem originalgetreuen Cockpit, mit allen Bildschirmen (und die Systeme waren hoch gefahren), und einer bogenförmigen Leinwand außen rum auf dem der Blick aus dem Cockpit dargestellt wurde, zunächst also die Startbahn. Head-Up-Display einer Boeing 787Und auch die Anzeigen des Head-up-Displays, die normalerweise in die Glasscheibe direkt im Sichtfeld des Piloten projiziert werden. Erfreulicherweise waren die also auch sichtbar für die daneben stehenden Kameraden, nicht nur für den einen Glücklichen im Cockpit. Mit diesem Head-Up-Display werden die wichtigsten Informationen direkt in das Sichtfeld des Piloten rein gemogelt, so dass der nicht nach unten auf die Instrumententafel gucken muss (das heißt dann Head-Down-Display) um die wichtigsten Informationen zu erfassen: Geschwindigkeit, Flughöhe, Kurs, Anstellwinkel, Radar- oder Infrarotmessungen und Lage des Flugzeugs im Raum. Das Ding hat ein Schub-Masseverhältnis von größer als 1, es kann also nach dem Abheben senkrecht nach oben fliegen wie eine Rakete. Ohne die rein projizierten Informationen verliert man da sofort die Orientierung!

Eine Weiterentwicklung des Head-Up-Displays ist übrigens die direkte Einspiegelung der Anzeigen in das Visier des Helms, "HMD - Helmet-Mounted Display"  heißt das dann. Weil ständig erfasst wird, in welche Richtung der Pilot den Kopf gerade dreht ist es damit sogar möglich scheinbar durch das Flugzeug hindurch zu gucken, also zu bekämpfende Ziele zu sehen, die vom Flugzeug selber gerade verdeckt sind. Gerade so, als wäre das Flugzeug durchsichtig! Man kann sich leicht vorstellen, dass solche Helme (und die benötigten Rechner dazu) ein Vermögen verschlingen, aber der Vorteil dadurch ist unschlagbar!

Erfreulicherweise verweigert das Flugsteuerungssystem des Eurofighters Steuerausschläge, die im Realbetrieb zur Zerstörung des Fluggerätes ("Abmontieren" nennen das die Piloten) oder dem Verlust der Steuerbarkeit wegen Strömungsabriss führen würden, aber es bleibt weiß Gott genug Beschleunigung übrig: Im Normalfall begrenzt das System die Beschleunigungen auf +9/-3g. +9g ... da hat man dann plötzlich das 9-fache des eigenen Gewichts!!! Ohne einen besonderen Anzug, der sich dann blitzschnell aufbläst und so dagegen hält würde dem Piloten das Blut aus dem Kopf in die Beine schießen, dem Piloten würde schwarz vor den Augen (daher kommt der Begriff "black out"), und er würde bewusstlos werden. Das wäre gar nicht gut...

Flugsimulator der Lufthansa zur Ausbildung von VerkehrspilotenDrei von unseren Kameraden sind in den Genuss des Fliegens mit dem Simulator gekommen. Ich selber hätte das auch sehr gerne ausprobiert, aber wegen meiner eingeschränkten Beweglichkeit habe ich mir das verkniffen. Zu groß war meine Sorge, dass ich beim rein Klettern in das Cockpit irgend wo hängen bleibe und denen einen Schalter abbreche. Ersatzteile für so ein spezielles Gerät gibt es leider nicht im nächsten Elektronik-Markt!
Im Gegensatz zu den feudalen Simulatoren, die etwa bei der Ausbildung von Verkehrspiloten zum Einsatz kommen, und die den ganzen Simulator mit hydraulischen Stützen bewegen um das Flugerlebnis perfekt zu machen ist dieser Simulator übrigens fest, er bewegt sich nicht. Kunststück - um die enormen Beschleunigungen, die in einem Kampfflugzeug auftreten auch nur annähernd nachzubilden müsste die Hydraulik den Simulator hunderte von Metern in der Gegend herum schleudern - einen derart riesigen Simulator kann man gar nicht bauen. Uns wurde aber erzählt, dass der bessere - für uns natürlich unzugängliche - Simulator wenigstens den Pilotensitz durchrütteln kann, etwa um den Ruck, der beim Abwerfen einer Außenlast entsteht, nachzubilden. Und die Beschleunigungskräfte simuliert man da durch teilweises Aufblasen des Druckanzugs oder der Sitzkissen.

Der Besuch in dem Simulator war wirklich ein absolutes Highlight, welches ganz kurzfristig in unser Besuchsprogramm aufgenommen wurde. Wahnsinn!