Heinz Schwarz bei seinem hochinteressanten und lebendig gestalteten Vortrag; Foto: Jürgen Weber (UK München)Das war der Titel eines interessanten Vortrags, den Stabsbootsmann a.D. Heinz Schwarz von der MK Simbach am 05. November 2015 im Hofbräuhaus für die UK München sowie Gästen der Marinekameradschaften München und Simbach hielt. Er berichtete ausführlich und sehr anschaulich über seine Zeit bei den Minentauchern.

Er begann seinen Vortrag mit den körperlichen und charakterlichen Anforderungen für Minentaucher und deren Ausbildung. Die TUKV (Taucher-, Ubootfahrer- und Kampfschwimmer-Verwendungsfähigkeit) war für die meisten von uns ja nichts Neues, aber die eigentliche Tauchausbildung ist dann in Theorie und Praxis schon noch einmal eine ganz besondere Herausforderung.

Beeindruckend war seine Darstellung über das hohe Maß an Disziplin und absoluter Kontrolle, das vor allem für die Auftauchvorgänge erforderlich ist. Wobei hier nicht nur die Taucher selbst gefordert sind, sondern auch die Kameraden über Wasser, die deren Tauchgänge vorbereiten und überwachen. Die Austauchzeiten für verschiedene Wassertiefen und gegebenenfalls wiederholte Tauchgänge sind existenziell wichtige Grundlagen der Taucherarbeit. Ergänzt wurde dieser Teil des Vortrags durch Informationen über die Ausrüstung und die verwendeten Gasgemische.

Aus Heinz anschaulicher Mischung aus Fakten und humorvollen Ergänzungen war auch deutlich erkennbar, dass das Sicherheitsniveau bei der Marine weit über dem so mancher Tauchschule liegt.

Im zweiten Teil wurde es brisant: Ankertau- und Grundminen, ihre Funktionsweise und die Tücken ihrer häufig kombinierten und trickreich gesicherten Zündsysteme.

Nachdenklich macht(e) die Betrachtung der immer gefährlichen Minen- und Sprengmittel-Altlasten in Nord- und Ostsee: Noch immer liegen über 1.6 Millionen Tonnen davon in unseren Gewässern. Das wäre Räumarbeit für viele Jahrzehnte. Die Menge der versenkten Munition entspräche vollgeladenen Güterzügen der Entfernung Hamburg – München, aber mal drei! Geräumt werden kann pro Jahr vielleicht gerade einmal – um bei dieser Veranschaulichung zu bleiben – ein Waggon voll. Die Seekarten sind voll mit Markierungen für gefährliche Lagerstätten einschließlich Phosphor und Giftgas. Kleine Brocken, die am Strand wie Bernstein aussehen, entpuppen sich häufig und oft schmerzhaft als Phosphorklumpen, die sich bei Erwärmung (z. B. in der Hand oder Hosentasche) entzünden und mit 900 bis 1.000 Grad abbrennen. Hier kann man Urlauber nicht deutlich genug warnen - z. B. an den Stränden von Usedom -, die Finger von solchen Funden zu lassen und die Prüfung Fachleuten zu überlassen. So manche Ladung Munition wurde in den Jahren 1945 / 46 nicht an den vorgesehenen Stellen verklappt; manche Kapitäne handelten kraftstoff- und zeitsparend und entledigten sich ihrer Ladung oft schon auf halbem Weg; so waren sie schneller zurück im Hafen und konnten die nächste (gut bezahlte) Ladung übernehmen. Mit den Folgen machen noch heute manchmal Fischer unliebsame Bekanntschaft.

Enorm sind auch die anfallenden Kosten, um z. B. Trassen für Pipelines oder Stromleitungen zu Windparks bzw. Windparkbaustellen frei zu räumen. Die Auswirkungen und Risiken für die maritime Wirtschaft und den Tourismus sind jedenfalls beachtlich.

Ein Abend ist definitiv nicht ausreichend dieses im wahrsten Sinne des Wortes brisante Thema wirklich erschöpfend zu behandeln und zu diskutieren - vielleicht wird es einmal eine Folgeveranstaltung geben.

Text: Bernhard Schülein, UK München
Foto: Jürgen Weber, UK München